In den letzten beiden Wochen habe ich schon Einiges berichtet über meine Reise auf die Faröer Inseln (2.-5. Juni). Wer die Artikel noch nicht gelesen hat – hier sind die Links zum 1. Bericht, 2. Bericht und hier das Interview mit Thora Augustinussen vom Hotel Føroyar. Nach den spannenden Ereignissen an den ersten zwei Tagen (Dinner im Restaurant KOKS, der Helikopter-Rundflug, Stadtführung in Tórshavn, tolle Site Inspections u.v.m.), hielt auch der dritte Tag einige Überraschungen für uns parat. Wir durften erleben, wie gut sich die Inseln für Incentive-Reisen eignen.

Nach dem Frühstück ging es los: In unserem Kleinbus machten wir uns auf in die malerischen Dörfer Saksun und Gjógv; mit von der Partie dieses Mal waren Marjun Persson (MICE & Tourism Managerin von Visit Tórshavn) und natürlich unsere Reisebegleiterin Ellen. Wir fuhren entlang der Küste und – so weit das Auge reichte – überall nur Schafe! Ellen erklärte, dass es auf den Inseln rund 70.000 Schafe gibt: die Übersetzung von “Faroe Islands” lautet also nicht ohne Grund “Schafsinseln”.

In der Ortschaft Gjógv machten wir im Guesthouse Gjáargarður halt. Das Gasthaus bietet gemütliche Zimmer sowie mehrere Räume, die sich gut für kleinere Meetings und Konferenzen eignen. Der Ausblick auf das Meer ist wunderschön! Gjáargarður ist also definitiv eine empfehlenswerte Alternative zu den größeren Hotels auf den Faröer Inseln! Wir bekamen ein leckeres Mittagessen und dann war es so weit: Ólavur Thomsen von NAX (North Atlantic Xperience) stand auf einmal im Raum. NAX ist eine faröische DMC, die für Incentive-Reisen zahlreiche Aktivitäten im Angebot hat – teambuilding, personal development, challenges, gourmet experiences u.v.m.

Von diesem Angebot konnten – oder vielmehr mussten 🙂 – wir uns selbst überzeugen. Ólavur begrüßte uns mit den Worten “We will bring you to your limits! We are expanding your comfort zone.” Und wir erfuhren in wenigen Worten, was uns in den nächsten Stunden erwartete. Unsere Reaktionen waren gemischt – Vorfreude, Sprachlosigkeit, ein bisschen Schock und Angst waren auch dabei. Einige sagten: “Das mach ich auf keinen Fall”. Auch ich war sehr angespannt…

Aus 7 Meter Höhe abseilen: Ulrike (tmf) mit Ólavur (NAX) ©Fabian Theobald

Wir mussten uns in Reih und Glied, der Größe nach, aufstellen. Auf Kommando zogen wir uns wasserdichte Kleidung an – erst mit dem rechten Bein in den Anzug, dann mit dem linken, dann die Arme, Reisverschluss zu, Schuhe an, Helm auf usw. Die erste Aktivität: aus ca. sieben Meter Höhe an einer senkrechten Steinwand abseilen. Wir bekamen alles genau erklärt, wurden ermutigt, aber das Wichtigste: Ólavur betonte, dass wir die Übung nicht tun müssen; wer nicht möchte – ein einfaches “Nein” genügt, niemand wird überredet. (Er zog damit auch eine Parallele zum (Berufs-)Leben – nämlich, dass “Nein” sagen wichtig und definitiv kein Zeichen von Schwäche ist…). Ich kann nur so viel sagen: Als ich oben stand, hat es mich große Überwindung gekostet (wie man ohne Zweifel an meinem Blick erkennen kann). Unten angekommen, war ich dann doch ein bisschen stolz … Die nächste Übung: “Ziplining” – gesichert durch unseren Gurt und mit einer Schwimmweste ausgestattet, glitten wir entlang eines Stahlseiles mehrere Meter hinein in das Wasser (siehe Bild) – auch das war eine tolle Erfahrung.

Marjun ziplining
“Ziplining”: Marjun Persson von Visit Tórshavn ©Fabian Theobald

Nach einer kurzen Pause stiegen alle “Mann” in ein Speedboot und los ging es mit 70 km/h über den Atlantischen Ozean – ein Wahnsinnsgefühl, mit einer derart hohen Geschwindigkeit über die Wellen zu reiten; all das bei strahlendem Sonnenschein. Wir steuerten die berühmten Klippen der Insel Kalsoy an. An einer senkrechten, mehrere Hundert Meter hohen Felswand nisten Tausende von faröischen Dreizehenmöwen. Ein faszinierender Anblick, es waren nur die Laute der Vögel zu hören.

Es war jedoch die Ruhe vor dem Sturm… Denn weiter ging die Fahrt zu einer tiefen Meeresgrotte. Die Anweisung von Ólavur: Alle Mann raus aus dem Boot in das acht Grad kalte Wasser (es waren gefühlte zehn Grad minus…). Es war keine Zeit für Diskussionen, man sprang einfach. Dann mussten wir alle durch die Grotte schwimmen. Laut Ólavur waren es circa 100 Meter (auch hier bin ich anderer Meinung: Es war mindestens ein Kilometer). Da wir alle Schwimmwesten trugen, konnten wir uns nur auf dem Rücken fortbewegen – auf dem Bauch war es unmöglich. Elsa Maria Bærentsen, eine der Mitarbeiterinnen die uns im Wasser begleitete, sagte zu einer Teilnehmerin, die aufgrund der Strömung für einen Moment nicht vorankam: “Don’t try to fight against nature, the nature will win and you will always loose.” Eine interessante Erklärung, die mich nachdenklich machte.

Einige Male legten wir eine Pause ein, um uns alle in einem Kreis aneinander zu ketten (hier der Teambuilding-Gedanke). Alle nah beieinander und die Beine gerade aus in die Mitte gestreckt – um möglichst viel Wärme zu speichern. Schließlich kamen wir ans Ziel, wir halfen uns gegenseitig ins Boot und zurück ging die Fahrt im Speedboot. Wir fuhren nochmals durch die Grotte – es war ein einzigartiges Gefühl zu sehen, welche Strecke man zurückgelegt hatte, was man erreicht hatte. Für mich unvergesslich: Mitten in der Grotte stimmte Ellen spontan die faröische Nationalhymne an; Marjun und auch einige Mitarbeiter von NAX stimmten mit ein…

Ulrike Kiesel