Margit Hertlein hält leidenschaftlich gerne Vorträge, schreibt Bücher und geht seit über 20 Jahren als Trainerin, Coach und Konzeptexpertin ungewöhnliche Wege. Ihre Begeisterung gilt den Themen Kommunikation, Führung und Neugier und das immer mit viel Humor, Kreativität und Kundenorientierung.
Wir waren neugierig auf ein paar dieser Konzepte und haben sie hierzu befragt:

tmf dialogmarketing:
„Stay Hungry!“ ist ein neues Vortragsthema, welches Ihnen besonders am Herzen liegt – Sie vermitteln hier den Zuhörern, wie man neugierig, motiviert, experimentierfreudig und offen für Neues bleibt. Hungrig eben. Sie schwören u.a. hier auch auf die „Musterunterbrechung“, um die Kreativität der Teilnehmer anzuregen – was genau bedeutet das?

Margit Hertlein:
„Die Studie von Prof. Dr. Jens Förster hat ergeben, dass peripher vorhandene (visuelle) Einflüsse die Kreativität der Teilnehmer bei einer Tagung verändern können. Periphere Einflüsse dringen nicht wirklich in das Bewusstsein sondern werden nur am Rande wahrgenommen, man nennt das auch „visuelles Priming“. Durch Muster-Unterbrechungen (wie im Fall der Studie durch Bilder, die sich durch einen farbigen „Störfaktor“ unterschieden) werden wesentlich bessere Ergebnisse erzielt. Das heißt, dass man schon durch geringfügige Veränderungen im Raum oder in der Gestaltung die Kreativität fördert. Es ist eben nicht egal wie der Tagungsraum gestaltet wird. Oder vereinfacht gesagt: Wenn Tagungsplaner ihre Teilnehmer schnell kreativer machen wollen, dann braucht es Musterunterbrecher im Tagungsbereich. Und keine Tagungsräume, die zwar technisch perfekt eingerichtet sind, aber aussehen wie alle anderen Tagungsräume. Alle Stühle gleich, alle Tische gleich und nicht der kleinste Musterunterbrecher weit und breit. Und eine kreative Raumbezeichnung wie zum Beispiel „FreiRaum“ ist eine nette Geste, aber nicht mehr. Zum Glück gibt es auch gute Beispiele, z.B. von Kunststudenten gestaltete Meetingräume. Mehr hier.

tmf dialogmarketing:
Sie sind bekannt für Überraschungsmomente bei, vor und nach Ihren Auftritten. In Ihrem Trainerteam arbeiten Sie u.a. mit einem Kollegen zusammen, der gemeinsam mit ihnen die „Magie der Verständigung“ präsentiert. Können Sie uns das näher erklären?

Margit Hertlein:
Der Kollege Gaston Florin, ein Experte für Perspektivenwechsel, spielt „Mann spricht Frau“. Das heißt, er schlüpft wechselseitig in die Rolle der Frau und des Mannes und demonstriert, wie eine Frau bestimmte Situationen empfindet und entsprechend reagiert – offensichtlich anders als der Mann es würde; Das ist z. B. eine perfekte Ergänzung zu meinem Vortrag, der das Thema der unterschiedlichen Kommunikationsweise von Mann und Frau näher beleuchtet. Und da er ein Körperspracheexperte ist, kann er z.B. hervorragend zeigen, wie unterschiedlich Männer und Frauen einen Raum betreten.
Mein Fokus Kommunikation sorgt dann für das Wissen, was hinter den Sätzen steckt. Also ein interkulturelles Training im eigenen Land. Zum Beispiel erzählen Männer im Business andere Geschichten als Frauen. Drehbuchschreibern, Ethnologen und Kommunikationsprofis ist der Begriff Heldengeschichte bekannt. Aber den feststehenden Begriff Heldinnengeschichte gibt es bisher noch nicht.

tmf dialogmarketing:
Sie arbeiten generell gerne mit Kollegen aus Kunst und Schauspiel zusammen, um ganzheitliche Ansätze für das Thema eines Kongresses anzubieten – und zwar nicht als „Business Theater“ sondern um interessante Querverweise unterzubringen. Wie kann man sich das z. B. für das Thema „Jammersumpf“ (in welchem wir uns leider alle mal befinden) vorstellen?

Margit Hertlein:
Generell finde ich den künstlerischen Ansatz im Zusammenhang mit meinen Vorträgen gut, weil er immer mit Neugier und Offenheit zu tun hat. Kunst ist ein Gedankenöffner und weitet Herz und Hirn. Für eine Tagung oder einen Kongress kann das ein ganz neuer Ansatz sein. Zum Beispiel arbeite ich mit Martina Maria Reichert zusammen, die die Geschichte des Mädchens Malala (Anmerkung: Malala Yousafzai ist eine Pakistanische Aktivistin für Frauenrechte und –Erziehung und die jüngste Nobelpreisgewinnerin aller Zeiten), als One-Woman-Performance auf die Bühne bringt. Wir empfehlen den Kunden statt normalem Get-together, Business-Theater und ähnlichem es doch mal mit einem Theaterabend zu versuchen. Zum Beispiel als ungewöhnlicher Start eines Kongresses.

tmf dialogmarketing:
Zu guter Letzt: Welches Vortragskonzept empfehlen Sie einem Organisatoren eines Kongresses mit dem Leitthema „Übernehmen von Verantwortung“?

Margit Hertlein:
Ach, da passt ja gerade das Bühnenstück „Malala“. Dieses Mädchen hat für ihr Leben unglaublich konsequent Verantwortung übernommen. Und als Kongressauftakt bekommen g’standene Führungsmenschen da genug zum Nachdenken und Musterunterbrechen. Und ich empfehle zum Thema Verantwortung sehr gerne meinen Vortrag „Niemand erkennt mein Genie“, nach dem Motto: „jetzt hab‘ ich schon mal im Unternehmen Verantwortung übernommen und keiner hat mein Genie erkannt“. Denn wer Verantwortung für sein Tun und das seiner Mitarbeiter übernimmt, wird meist nicht als Genie eingestuft. Verantwortung wird selbstverständlich eingefordert und ebenso selbstverständlich nicht geleistet. Passen würde allerdings auch mein Vortrag „Warum Krokodile nicht lachen“. Verantwortung braucht Nachdenken, Reflektion und gerade das können wir nicht, wenn unser limbisches System – der Steinzeitmensch in uns, der die Keule bei Angriffen schwenkt – tobt. Wenn ich mich von einer anderen Abteilung angegriffen oder von der Digitalisierung bedroht fühle, dann tobt der Steinzeitmensch und ich denke nicht, sondern schlage zurück, flüchte oder stelle mich tot. Im Vortrag gebe ich die besten Tipps, wie man sein limbisches System beruhigen, damit denken und Verantwortung übernehmen kann.

Photo Copyright: ©Studio Hellhörig/Jochen Wieland